Mittels alleiniger Außenthermografie ist es nicht möglich die wesentlichen Schwachstellen wie schimmelgefährdete Außenecken, schlecht gedämmte Geschossdecken, undichte Dachgeschossausbauten oder die Fenster zu analysieren. Für eine seriöse Darstellung der Schwachstellen und den Erfolg von Sanierungsmaßnahmen ist eine Thermografie von Innen ebenso zwingend notwendig.
Außen-und Innenthermografie
Eine Außenthermografie kann in der Regel nur zur orientierenden Messung herangezogen werden. Um aussagekräftige Messungen durchführen zu können, muss auch eine Messung aus dem Innenbereich erfolgen. Viele thermische Schwachstellen werden überhaupt erst aus dem Innenbereich sichtbar (z.B. Dachbereich). Es ist daher dringend anzuraten auch Messungen im Innenbereich durchzuführen. Fachwerkthermografie wird in der Regel von außen durchgeführt. Bei Gebäuden mit hinterlüftetem Vormauerwerk bzw. mit vorgehängten Fassaden ist nur eine Innenthermografie möglich.
Randbedingungen
Voraussetzung ist eine Temperaturdifferenz zwischen innen und außen von mindestens 15 K über einen Zeitraum von mindestens 12 Stunden. Die Änderung dieser Differenz soll während dieses Zeitraums geringer als 30 % der Differenz sein. Bei Außenthermografie und zu erwartender Sonneneinstarhlung muss die Messung vor Sonnenaufgang durchgeführt werden. Die Temperatur im Gebäude soll möglichst gleichmäßig sein, was z.B. durch geöffnete Türen erzielt werden kann. Eine Ausnahme stellt die Fachwerkthermografie dar, die in der Regel im Sommerhalbjahr durchgeführt wird, weil dabei der unterschiedliche Aufheiz- bzw. Abkühlvorgang bei den Materialien ausgenutzt wird. Die Windgeschwindigkeit muss unter 1 m/s betragen.Bei Überprüfung mit Luftleckagen soll die Möglichkeit der Erzeugung von Unterdruck bestehen, z.B. durch eine BlowerDoor- Anlage oder im Notfall auch durch eine Dunstabzugshaube (ohne Bewertung des Unterdruckes). Die Gebäudehülle darf nicht von Niederschlag befeuchtet sein.
Vorbereitungen
In der Regel geht eine Ortsbesichtigung der thermografischen Untersuchung voraus. Weiterhin ist eine Einsichtnahme bzw. eine Überprüfung von Plänen, Baubeschreibungen usw. notwendig. Zur Vorbereitung der Bauthermografie eines Gebäudes ist es notwendig, das Gebäude 12 bis 24 Stunden zuvor, abhängig davon, ob leichte oder schwere Bauweise vorliegt, ausreichend zu beheizen (Ausnahme Fachwerkthermografie in der warmen Jahreszeit), um einen möglichst quasistationären Zustand des Wärmeflusses zu erzielen. Gegebenenfalls sind Möbel oder andere Gegenstände von den Wänden abzurücken.
Durchführung
Es ist zu prüfen, ob die erforderlichen Randbedingungen eingehalten wurden bzw. werden. Bei der eigentlichen Untersuchung sind die für die Fragestellung optimalen Parameter der Infrarot- Kamera, wie Messbereich, Kontrast u.a. einzustellen und von den interessierenden Objektteilen vollständig oder teilweise Thermogramme anzufertigen und zu speichern. Alle eingestellten Parameter werden dokumentiert. Zur besseren Übersicht sind ebenfalls Sichtbilder von den zu messenden Bereichen anzufertigen. Bei Infrarotaufnahmen aus dem Innenbereich sollte ein Weitwinkelobjektiv verwendet werden. Somit werden größere Wandbereiche erfasst und die Übersichtlichkeit ist mehr gegeben. Auch im Außenbereich sind Weitwinkelobjektive von Vorteil, da die Platzverhältnisse für Normalobjektive oft nicht gegeben sind. Bei Messungen in der Nacht und Außenaufnahmen müssen für die Realfotos leistungsstarke Zusatzblitze mit einer hohen Leitzahl verwendet werden. Die eingebauten Kamerablitze reichen in Regelfall nicht aus.
Zusatzmessungen
Neben den eigentlichen thermografischen Messungen sind zusätzliche Größen zu messen, wie Außen- und Innentemperaturen, gegebenenfalls Oberflächentemperaturen, Windgeschwindigkeit, Luftdruck bzw. Druckdifferenzen. Unter Umständen ist der Einsatz weiterer Mess- und Untersuchungsmethoden sinnvoll, wie z.B.der Einsatz der BlowerDoor bei Überprüfung der Luftdichtheit.
Normalfotos
In der Regel sollen zum besseren Vergleich Normalfotos oder Videoaufnahmen zur späteren Verwendung angefertigt werden.
Störfaktoren, Einschränkungen
Bei Regen, Schnee oder dichtem Nebel ist Außenthermografie nicht möglich. Sonnenscheineinwirkungen, auch in vorangegangenen Stunden, auf Außenflächen verfälschen die Messergebnisse, mit allen Thermografiesystemen und darf nicht vorhanden sein. Eine Messung in den Morgenstunden vor Sonnenaufgang ist anzuraten, wenn durch die Großwetterlage nicht ständig bedeckter Himmel zu erwarten ist.